13. August 2024
Versuchte Pressezensur am «Stars in Town»?
Der Sachverhalt: Bei mehreren Konzerten des diesjährigen Schaffhauser Musikfestivals «Stars in Town» ist es Schaffhauser Pressefotografinnen seitens der Festivalleitung untersagt worden, eigene Bilder vom Auftritt der jeweiligen Künstler zu veröffentlichen, dies trotz erteilter Akkreditierung für das Festival. Stattdessen hat die Festivalleitung de facto ein (in den meisten Fällen partielles) Fotografieverbot erlassen.
Die Gängelung der Profifotografinnen ist in folgenden Fällen dokumentiert: Beim Auftritt von Elif am 7. August behielt sich das Management der Künstlerin gegenüber der Festivalleitung vor, die Fotos für den Pressebericht in den «Schaffhauser Nachrichten» des Folgetages «absegnen» zu lassen. Am gleichen Abend durfte auf Geheiss des Bandmanagements von Herbert Grönemeyer nur von der Behindertentribüne aus fotografiert werden und nach den ersten drei Liedern ist ein «striktes Fotografierverbot» für Pressefotografen erlassen worden, welches auch Stimmungsbilder umfasste, wie den Fotografinnen beschieden wurde. Gleiches wiederholte sich am Abend darauf bei «Status Quo». Auch beim Auftritt von «Krokus» bestand das Künstlermanagement via Medienbüro des «Stars in Town» auf eine Durchsicht der geschossenen Bilder. «Freigegeben» wurden nur wenige davon. Vom Auftritt von Mark Forster am 10. August durften schliesslich gar keine Fotos gemacht werden. – Dies notabene, während aus dem Publikum bei allen Konzerten hunderte Handybilder gemacht und online geteilt werden.
Der Vorstand des Schaffhauser Pressevereins findet diesen Umgang mit professionellen Pressefotografinnen und Fotografen an einem Popfestival mehr als problematisch und in Schaffhausen bislang ohne Beispiel. Dies umso mehr, als die Konzerte auf einer Freiluftbühne auf dem zentralen Platz inmitten der Schaffhauser Altstadt stattfinden. Wir sind der Ansicht, dass sich ein Veranstalter von Künstlermanagements nicht derart unter Druck setzen lassen darf. Wann und welche Pressebilder während des Konzerts geschossen und danach veröffentlicht werden, muss die alleinige und freie Entscheidung der Fotografinnen und –fotografen und ihrer Redaktionen bleiben. Diese haben im vorliegenden Fall rechtzeitig um eine Presseakkreditierung ersucht und sie wurde von der Festivalleitung erteilt.
Für das Pressebild gilt im Grundsatz das Gleiche, wie für einen Text: Für Medienschaffende eine Vorschrift zu erlassen, was an einer öffentlichen Veranstaltung fotografiert werden darf oder eben nicht ist das gleiche, wie Kulturberichterstattenden vorschreiben zu wollen, was sie darüber schreiben dürfen – und was nicht. Versuchte Zensur.
Die Pressefreiheit, welche die Pressefotografie (mit klar definierten Einschränkungen) einschliesst, sehen wir im vorliegenden Fall als geritzt an und richten unseren Protest an die Festivalleitung und auch an die Stadt Schaffhausen, da letztere den Veranstaltern des Stars in Town den öffentlichen Grund, um den es im vorliegenden Fall ganz entscheidend geht, zur Verfügung stellt.
Wir fordern von den Verantwortlichen eine Erklärung, wieso dem Druck der Managements nachgegeben wird. Auch fragen wir die Verantwortlichen: Was anderes als Zensur ist in ihren Augen ein nachträglicher, partieller Widerruf der fristgerecht beantragten und erteilten Presseakkreditierung für Fotografinnen und Fotografen wie in den vorliegenden Fällen?
Wir regen an, dass künftig Klartext geredet werden muss. Die eingeladenen Musiker treten in Schaffhausen im öffentlichen Raum auf und in der Schweiz herrscht punkto Pressefreiheit eine Rechtslage, die wenig Interpretationsspielraum zulässt.
13. August 2024, Mark Liebenberg, namens des Vorstands des Schaffhauser Pressevereins
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